Film:
4,0 von 5,0
Bild:
4,5 von 5,0
Ton:
3,5 von 5,0
Ausstattung:
Keine Wertung
Kritik:
Film: "Young Adult" ist nach "Juno" die zweite Zusammenarbeit von Regisseur Jason Reitman und der Drehbuchautorin Diabolo Cody. Dabei herausgekommen ist ein interessanter, eher tragisch angelegter Selbsterfahrungstrip einer einsamen Frau in der urbanen Welt. Das alles ist nicht so herzlich und liebenswert wie in "Juno" und auch mit einer viel düsteren Grundstimmung versehen, aber dennoch genauso unterhaltsam und kreativ. Wie in "Juno", so sind es auch hier in erster Linie die guten und scharfzüngigen Dialoge, die den Film auf seine Weise interessant machen.
Da wird so mancher, der hier eine typische Komödie erwartet ein wenig überrascht sein, denn genau das ist "Young Adult" überhaupt nicht. Stattdessen darf man sich mit dem Seelenstriptease einer unsympathischen Psychopathin auseinandersetzen. Diese wiederum wird exzellent und authentisch verkörpert von Charlize Theron. Die beweist einmal mehr viel Mut in ihrer Rollenauswahl. Ihre Darstellung als verbitterte, einsame und egoistische End-Dreißigerin scheint ihr viel Spaß zu machen, eine unsympathische Antiheldin wie aus dem Bilderbuch. Als Zuschauer weiß nie so genau, ob man die Figur die von Charlize Theron verkörpert wird, bemitleiden oder verabscheuen soll. Natürlich wird da auch ordentlich auf einigen Klischees rumgeritten und viele Szenen sind eindimensional oder deutlich überzogen, aber dennoch vermag der Film auf seine Weise zu unterhalten. Dazu kommt noch, dass sich Charlize Theron in keiner Szene zu fein ist und wieder einmal Mut zur "Hässlichkeit" beweist. Wenn Sie ihren eigenen Schönheits-Mythos mit schmuddeligen Klamotten, Plastik-BHs, ungepflegten Zehennägeln, Haarimplantaten usw. mühelos demaskiert, wird so mancher überrascht sein und die eine oder andere Ehefrau neben ihrem erwartungsvollen Ehemann im Kinosessel Genugtuung finden.
Das "Young Adult" trotz seiner Dialoge und seiner exzellenten Hauptdarstellerin kein ganz großer Wurf geworden ist, liegt an dem leider nur soliden Drehbuch. Viele kleine Randgeschichten, wie die Freundschaft zu einem geschändeten Ex-Mitschüler sind unglaubwürdig. Zudem dürfte die bedächtige und negative Grundstimmung des Films auch nicht jedermanns Geschmack sein. Mit ein wenig mehr Tiefe und Stimmigkeit hätte man bei diesem Film durchaus noch mehr rausholen können. Für mich war aber diese im Grunde genommen sensible Tragik-Komödie über eine depressive, fast schon gehässige Frau insgesamt ein positives Filmerlebnis, gerade auch weil er ein bisschen anders ist, als viele andere Filme, die sonst aus Hollywood kommen.
Bild: Die Bildqualität der Blu-ray hinterlässt einen ausgesprochen guten Eindruck. Das durchweg klare Bild überzeugt durch eine sehr gute Bildschärfe. Auch die Wiedergabe von Details und feinen Texturen ist bemerkenswert. Manchmal sieht man mehr als man sehen möchte. Ansonsten sieht Bild in allen Belangen sehr natürlich aus. Besonders auffällige Bildfehler lassen sich keine erkennen.
Ton: Die deutsche Sprachfassung liegt im 5.1 Dolby Digital Format vor. Dazu gibt es die englische Originalfassung als 5.1 DTS-HD MA Tonspur. Da es sich bei "Young Adult" um einen Dialogfilm handelt, sollte dieser Nachteil kaum eine Rolle spielen. Ich habe mich dennoch fürs englische Original entschieden. Allerdings hat auch der HD-Track außer den gut verständlichen Dialogen nicht so viel zu bieten. Von den Musikeinspielungen einmal abgesehen, bietet der Track nur wenig Abwechslung in den hinteren Bereichen. Umgebungs- und Nebengeräusche sind eher selten. Das alles sorgt nicht unbedingt für einen ausgeprägten Hörgenuss, wird aber dem Film zu jederzeit gerecht.
Fazit: "Young Adult" ist keine Komödie und auch kein Film fürs Herz. Wer hier etwas anderes erwartet, könnte ziemlich schnell enttäuscht sein. Dazu ist der Film noch etwas behäbig inszeniert, hinsichtlich seiner Figuren stark überzeichnet und klischeebeladen. Wenn man jedoch Filme mit unsympathischen und depressiven Antihelden oder Charakterstudien mit sensiblen aber auch immer wieder grotesken Psychoeinblicken mag, dann könnte einem "Young Adult" trotz einiger Schwächen gut gefallen. Dazu gibt es noch ein paar bissige Dialoge und eine gut aufspielende Charlize Theron. Die Meinungen werden hier wohl sehr weit auseinandergehen.
Testequipment:
Projektor: Sony VPL VW 60
Blu-ray: Philips BDP-9600 (Vers. 1.62)
Leinwand: DaVision Cadre light 240cm 16:9
Audio: Denon AVC-A 1 SE / Boxen: Jamo Two THX-D6 (7.1)
Raum: Vollständig dunkelblaues Heimkino (7x4 m)